„Der Stuhlschiedsrichter hat hervorragende Arbeit geleistet“ – Becker verteidigt Musetti nach Vorfall mit Linienrichter

Am Dienstagnachmittag erreichte Lorenzo Musetti das Halbfinale der French Open mit einem Vier-Satz-Sieg gegen Frances Tiafoe (6-2, 4-6, 7-5, 6-2). Um ins Finale einzuziehen, muss der Italiener nun Carlos Alcaraz bezwingen – ein Rematch des Monte-Carlo-Finales und des Halbfinales in Rom früher in der Saison.
Doch das Match war auch von einem Vorfall zwischen Musetti und einer Linienrichterin überschattet. Sichtlich frustriert, trat der Weltranglistensiebte einen Ball, der schließlich eine Linienrichterin traf (siehe Video unten).
Die im Fernsehen gezeigten Bilder machten schnell die Runde in den sozialen Medien, wo Nutzer den Vorfall auf dem Court Philippe-Chatrier mit der Disqualifikation von Novak Djokovic bei den US Open 2020 verglichen.
Damals hatte der Serbe, der im Achtelfinale gerade von Pablo Carreño Busta im ersten Satz gebrochen worden war, einen Ball mit seinem Schläger nach hinten geschlagen und dabei versehentlich eine Linienrichterin in einem leeren Stadion getroffen – bedingt durch die Pandemie-Situation.
Tennislegende Boris Becker äußerte sich zu dem Vorfall und befand, dass die Entscheidung des Schiedsrichters, Musetti nicht zu disqualifizieren, richtig war.
„Der Stuhlschiedsrichter hat hervorragende Arbeit geleistet. Man kann Musetti nicht wegen eines solchen Vorfalls disqualifizieren. Die Verwarnung war gerechtfertigt, aber man kann das, was heute (Dienstag) passiert ist, nicht mit Djokovic vor ein paar Jahren vergleichen.
Jeder versucht, heiliger als der Papst zu sein. Das Internet sollte sich wirklich beruhigen. Das verdient eindeutig eine Verwarnung, keine Disqualifikation“, so Becker gegenüber *Tennis Up To Date*. Tim Henman teilt hingegen die Meinung des Deutschen nicht.
„Laut Regelwerk kann man disqualifiziert werden, wenn man aus Frustration den Ball schlägt und dabei einen Balljungen, einen Linienrichter oder den Stuhlschiedsrichter trifft.
In dieser Situation hätte der Schiedsrichter Musettis Aktion klar als disqualifikationswürdig interpretieren können. Allerdings hätte sich Musetti bei einer Disqualifikation wohl ungerecht behandelt gefühlt.
Wenn man den Ball auf diese Weise tritt, sollte man besser ein guter Fußballer sein und ihn in die richtige Richtung schießen – sonst droht das Risiko einer Disqualifikation“, fügte der Brite hinzu.