Die Flucht der Talente: Wie private Akademien den Verbänden die Show stehlen
Jahrzehntelang herrschten die nationalen Verbände unangefochten. Ein einheitliches Modell, ein vorgezeichneter Weg, eine standardisierte Betreuung: Der Weg über den Verband war für diejenigen, die von der Weltspitze träumten, fast zwingend.
2015-2020: Ein bedeutender Wendepunkt
Doch ab 2015 beginnt etwas zu bröckeln. Die Familien, die immer besser informiert sind, kritisieren ein System, das ihnen zu langsam, zu starr und zu bürokratisch geworden ist.
Die Infrastruktur veraltet, die Innovation kommt ins Stocken, die Auswahlkriterien für Talente werden von vielen als undurchsichtig empfunden.
Gleichzeitig entwickeln sich private Einrichtungen zu hochmodernen Laboren, die das bieten können, was die Verbände verweigern oder nicht mehr bieten können.
Private Akademien: Wo sich der Tennis neu erfindet
Extreme Individualisierung, Trainer aus der ganzen Welt, integrierte mentale Betreuung, Spitzentechnologie, völlige Flexibilität der Programme.
Das private Angebot professionalisiert sich in atemberaubendem Tempo. Und für die jungen Spieler stellt sich die Frage: Warum im verbandlichen Rahmen bleiben?
Gabriel Debru, das Beispiel eines Wunderkinds, das ging
Gabriel Debru ist nicht irgendwer.
Sieger der Junioren von Roland Garros 2022, eine der größten Hoffnungen des französischen Tennis – eine Laufbahn, die viele als "klassisch" vorstellten: Verbandsstützpunkte, Betreuung durch die FFT, geplanter Aufstieg auf der ATP-Tour.
Doch Ende 2023 verlässt Debru mit Zustimmung der FFT Frankreich und wechselt zum Piatti Tennis Center in Italien, geleitet vom legendären Riccardo Piatti, Trainer von Ljubicic und Sinner.
Seitdem hat seine Karriere eine neue Wendung genommen, da er den Weg über das US-College-System gewählt und den Campus Champaign-Urbana der University of Illinois besucht.
Sinner, Rune, Alcaraz, Gauff… alle durch private Akademien gegangen
Aber Gabriel Debru ist nicht der Einzige. In der heutigen Tenniswelt haben auch viele andere Champions den privaten Weg gewählt.
Holger Rune (Mouratoglou Academy mit 13 Jahren), Jannik Sinner (Piatti Tennis Center mit 13 Jahren), Coco Gauff (Mouratoglou Academy mit 10 Jahren) oder Carlos Alcaraz (Ferrero Tennis Academy mit 15 Jahren) sind perfekte Beispiele dafür.
Diese Wahl, die vor Jahren noch ein Randphänomen war, wird heute für talentierte Nachwuchsspieler zu einem Königsweg.
Lesen Sie die vollständige Untersuchung an diesem Wochenende auf Tennis Temple
"Ausbildung zukünftiger Champions: Fokus auf den Niedergang des französischen öffentlichen Modells gegenüber privaten Akademien", verfügbar an diesem Wochenende (6.-7. Dezember).
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