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Wenn Tennisstars das Spielfeld wechseln: Von Noah als Sänger bis Safin als Abgeordneter – ein anderes Match, das der Neuorientierung

Von Boris Becker über Yannick Noah bis hin zu Marat Safin haben sie alle eines gemeinsam: Sie wussten nach dem Ende ihrer Karriere wieder aufzustehen. Zwischen Coaching, Politik, Musik oder Podcasts – entdecken Sie, wie diese ehemaligen Champions ihre Leidenschaft in ein neues Leben verwandelt haben.
Wenn Tennisstars das Spielfeld wechseln: Von Noah als Sänger bis Safin als Abgeordneter – ein anderes Match, das der Neuorientierung
© AFP
Clément Gehl
le 14/12/2025 à 12h01
7 min zu lesen

Nach Jahren voller Sprints über den Court und Reisen rund um den Globus kommt unweigerlich der Moment, an dem der Schläger endgültig in die Ecke gestellt wird. Für Profitennisspieler kommt der sportliche Ruhestand oft vor dem vierzigsten Lebensjahr und lässt ihnen ein ganzes Leben, das es neu zu gestalten gilt.

Während viele die vorgezeichneten Wege der beruflichen Neuorientierung einschlagen – Davis-Cup-Kapitän, Trainer der neuen Generation, TV-Experte oder Turnierdirektor –, wählen andere deutlich überraschendere Richtungen.

Zwischen denen, die den weißen Linien des Spielfelds treu bleiben, und denen, die sich in unerwartete Gefilde wagen, bieten uns die ehemaligen Champions ein ebenso breites wie abwechslungsreiches Panorama eines zweiten Lebens.

Manche zögern nicht, ihre Tennisshorts gegen Anzüge zu tauschen, die mit dem Sport ihrer Jugend nichts mehr zu tun haben, so wie es Marat Safin einige Jahre lang tat. Ein Blick in diese Karrieren nach der Wettkampfbühne, in denen sich klassische Neuorientierungen und ungewöhnliche Wege mischen.

DIE KLASSISCHSTEN NEUORIENTIERUNGEN

Die meisten Tennisspieler im Ruhestand entfernen sich nicht wirklich vom gelben Ball. Viele von ihnen werden recht schnell Trainer, wie Bjorn Fratangelo, der kaum seine Karriere beendet hatte, bereits Trainer seiner Frau Madison Keys wurde.

Zahlreiche Spieler, die in ihrer Laufbahn Ruhm erlangten, konnten auch als Trainer eine erfolgreiche Karriere vorweisen, wie etwa Boris Becker, die Nummer 1 der Welt im Jahr 1991, der Novak Djokovic zwischen 2014 und 2016 begleitete – einer der erfolgreichsten Phasen in der Karriere des Serben.

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© AFP

Einige versuchen sich auch als Kapitän eines Davis-Cup-Teams, wie David Ferrer. Der Spanier wurde Ende 2022 Kapitän des spanischen Teams, nachdem er drei Monate lang Alexander Zverev trainiert hatte. Bei einem Duell gegen Tschechien im Final 8 des Davis Cups 2025 traf er auf der gegenüberliegenden Bank Tomas Berdych wieder, einst Rivalen auf dem Court, der inzwischen Kapitän seines Nationalteams ist.

Andere entscheiden sich für eine etwas ungewöhnlichere Rolle in der Tenniswelt: die des Turnierdirektors. Feliciano Lopez übernahm die Rolle des Direktors des Turniers von Madrid, noch bevor er seine Karriere beendet hatte, ebenso wie Tommy Haas, der 2017 die Leitung des Turniers von Indian Wells übernahm.

Die Expertise des TV-Experten

Unter denen, die im Tennisuniversum bleiben möchten, ohne die Rolle des Trainers zu übernehmen, wenden sich viele ehemalige Profis den Medien zu. TV-Experte zu werden, ist ein natürlicher Übergang: mit dem Mikrofon in der Hand statt mit dem Schläger setzen sie ihren Weg auf den größten Turnieren fort – diesmal aus den Studios oder direkt vom Court-Rand.

Gestützt auf ihre Erfahrung im Spitzensport liefern sie den Sendern wertvolle technische Expertise und einen Insider-Blick auf Strategien, Schläge und die Psychologie der Spieler.
Für die Fernsehsender sind diese Ex-Champions ein klarer Mehrwert: Sie können die Feinheiten des Spiels entschlüsseln und die Übertragungen für die Zuschauer bereichern.

Der Aufstieg des Podcasts

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© AFP

Während sich die Mehrheit als Coach oder TV-Experte neu erfindet, widmen sich einige einem ganz anderen Format: Podcasts.

So etwa Andy Roddick mit seinem Podcast Served oder das Quartett aus Steve Johnson, John Isner, Sam Querrey und Jack Sock mit Nothing Major. Letztere sprechen in ihrem eigenen Rhythmus über das aktuelle Tennisgeschehen. Die vier amerikanischen Freunde bieten starke Argumente: Tennisexpertise ehemaliger Profis, eingebettet in eine lockere Atmosphäre, in der der Zuhörer das Gefühl haben kann, mit Freunden in einer Bar zu diskutieren.

Ein starkes wirtschaftliches Potenzial

Das Podcast-Format ermöglicht es, trotz Ruhestand mit der Tenniswelt verbunden zu bleiben und die eigene Erfahrung und Meinung frei zu teilen. Da der Spieler selbst der Gastgeber ist, ist er frei in seiner Ausdrucksweise und unterliegt keinen Vorgaben.
Zugleich können unternehmerische Fähigkeiten entwickelt werden, denn der Spieler, dem der Podcast gehört, ist für die Entwicklung seines Projekts verantwortlich und muss dieses vorantreiben, wenn er es dauerhaft etablieren will.

Auch wenn man im Tennisuniversum bleibt, bringt dieses Format neue Herausforderungen mit sich und bewahrt dabei auf spielerische Weise und im eigenen Tempo eine gewisse Unabhängigkeit. Das steht im Kontrast zur Tätigkeit als TV-Experte für einen Sender, wo die Freiheit des Tons nicht unbedingt so groß ist wie im eigenen Podcast.

Finanziell kann ein Podcast eine interessante Einnahmequelle sein: Dank Produktplatzierungen können sie sich als sehr rentabel erweisen. Dieses Format ist inzwischen bei Marken sehr gefragt, die nicht zögern, bestimmte Sendungen zu sponsern, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.

Vom Tennis in die Politik: der Fall Marat Safin

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Die Geschichte von Marat Safin illustriert diese überraschenden Wege perfekt. Der aktuelle Trainer von Andrey Rublev und ehemalige Weltranglistenerste hatte sich über mehrere Jahre hinweg entschlossen, vollständig mit der Tenniswelt zu brechen.

Im Jahr 2011, nur zwei Jahre nach seinem Profiabschied, startete er eine unerwartete politische Karriere, indem er sich als Abgeordneter ins russische Parlament wählen ließ – auf der Liste der Regierungspartei Einiges Russland.

Seine Erfahrung aus dem Tennis für das neue Leben nutzen

Für Safin war diese Neuorientierung keineswegs ein Sprung ins Ungewisse. Im Gegenteil, der Champion sah auffällige Parallelen zu seinem früheren Beruf. Er erklärte damals: „Alles, was ich im Tennis gelernt habe, habe ich versucht, in meinem anderen Leben nach dem Sport anzuwenden. Tennis und Politik haben gemeinsam, dass man wissen muss, wer seine Freunde und wer seine Feinde sind.
In der Politik wie im Tennis muss man im Moment leben und sehr selbstsicher sein. Für mich war das nicht schwer, zumal ich, umgeben von über 60-Jährigen, der Schönste war.“

Diese politische Episode endet 2016, im Jahr seiner Aufnahme in die Hall of Fame des internationalen Tennissports. Safin erklärte damals, dass dieser neue Status eine Repräsentationsrolle mit sich bringe, die er vollständig ausfüllen wolle, und begründete so seine Entscheidung, sein Abgeordnetenmandat aufzugeben und zum Tennis zurückzukehren.

Eine Rückkehr in die alte Heimat, die ihn einige Jahre später auf die Trainerbank von Andrey Rublev führen sollte – der Schlusspunkt einer Neuorientierung, die ebenso ungewöhnlich wie kurzlebig war.

Yannick Noah: Von der Vorhand zum Mikrofon

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Wenn Marat Safin mit dem Wechsel vom Tennis in die Politik überraschte, verkörpert Yannick Noah wohl eine der spektakulärsten und erfolgreichsten Neuorientierungen in der Welt der kleinen gelben Filzkugel. Sieger von Roland-Garros 1983 und Symbolfigur des französischen Tennissports, wartete Noah nicht das Ende seiner Spielerkarriere ab, um eine andere Leidenschaft zu erkunden: die Musik.

Bereits 1990, als er noch aktiv auf dem Court stand, begann der Champion, seine ersten Titel aufzunehmen. Doch erst nach seinem sportlichen Ruhestand 1996 nahm seine Musikkarriere richtig Fahrt auf. Mit seinem ersten Album Black & What von 1991 und vor allem mit Urban Tribu von 1993 etablierte Noah seinen einzigartigen Stil, der Reggae, Pop und afrikanische Einflüsse verbindet.

Eine zweite Karriere, so brillant wie die erste

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten – und das in großem Stil. Seine Alben verkauften sich in Frankreich millionenfach. Noah füllte die größten Konzerthallen und trat sogar im Stade de France vor Zehntausenden von Zuschauern auf. Eine Leistung, mit der nur wenige Neuorientierungen aufwarten können: vom Status des Sportchampions zur Rolle eines Stars des französischen Chansons.

Was Noahs Werdegang besonders bemerkenswert macht, ist seine Fähigkeit, in zwei so unterschiedlichen Bereichen zu glänzen. Der Franzose konnte zunächst auf seine Popularität als Tennisspieler und anschließend auf sein Talent als Sänger bauen, um diese Karriere dauerhaft zu verankern.

Heute ist Yannick Noah für viele Franzosen mindestens ebenso sehr – wenn nicht mehr – der Sänger mit den Dreadlocks, der die Massen begeistert, wie der ehemalige Tennisspieler, der Roland-Garros 1983 zu Freudentränen rührte.

Eines steht fest: Mit seinen musikalischen Aktivitäten, seiner Rolle als Kapitän des französischen Davis-Cup-Teams und seinem karitativen Engagement hat Noah ein Leben nach dem Tennis aufgebaut, das ebenso reich und inspirierend ist wie seine Spielerkarriere. Ein Beweis dafür, dass der Schritt weit hinaus aus dem ursprünglichen Rahmen manchmal die beste aller Entscheidungen sein kann.

Ein Leben nach dem Leben

Das Ende einer Karriere als Tennisprofi kann schwierig sein. Ein Gefühl der Leere kann entstehen, da sich der Alltag vom einen auf den anderen Tag radikal verändert. Um diesen Übergang zu bewältigen, braucht es Vorbereitung und klare Projekte.

Ob sie in der Nähe der Courts bleiben oder sich weit von ihnen entfernen – Tennisspieler beweisen, dass eine Sportkarriere kein Endpunkt ist, sondern eher ein Sprungbrett für neue Abenteuer.

Von Trainerbänken über Fernsehstudios bis hin zu Parlamentssälen und Konzertbühnen zeugen diese Neuorientierungen von einer oft unterschätzten Realität: Hinter dem Champion verbirgt sich eine Persönlichkeit mit vielen Facetten.

Aus diesen Lebenswegen wird deutlich, dass die auf dem Court entwickelten Eigenschaften – Entschlossenheit, Stressbewältigung, Anpassungsfähigkeit, Disziplin – in jedem Bereich wertvolle Trümpfe sind.

Marat Safin hat dies verstanden, als er Parallelen zwischen Tennis und Politik zog. Yannick Noah hat es demonstriert, indem er sein Charisma und seine Energie vom Tennisfeld auf die Konzertbühne übertrug.

Der sportliche Ruhestand: Der Beginn eines neuen Matches

Doch jenseits individueller Erfolge wirft diese Neuorientierung eine allgemeinere Frage auf: Wie kann man diese Spitzensportler in dieser entscheidenden Übergangsphase bestmöglich begleiten?

Denn während einige in ihrem zweiten Leben schnell aufblühen, haben andere Schwierigkeiten, ihren Weg zu finden, nachdem sie seit frühester Kindheit nur für und durch den Sport gelebt haben. Zwischen denen, die mit Podcasts neue Wege gehen, denen, die ihr Wissen als Trainer weitergeben, und denen, die das Unerwartete wagen, erinnert jede Geschichte daran, dass es nicht nur einen Weg gibt, eine erfolgreiche Neuorientierung zu gestalten.

Eines bleibt sicher: Das Karriereende eines Tennisspielers ist nie ein endgültiger Schlussstrich, sondern vielmehr der Beginn eines neuen Matches. Es liegt an ihnen, die richtige Strategie zu finden, um es zu gewinnen und dabei Freude zu empfinden.

Dernière modification le 14/12/2025 à 13h11
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Zverev, der Weltmeister der Ausreden,der sein Talent verschleudert und sich im warmen Familientrainigsnest wohlfühlt.Zum Leidwesen der vielen Spitzentrainer,die bei ihm desillusioniert bereits hingeworfen haben.

Auch der Gewinn der US Open ist für ihn 2 Nummern zu groß.

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